Ein konditioniertes Entspannungssignal kann ein wertvolles Werkzeug sein, um Katzen kurzfristig in einen entspannten Zustand zu bringen. Dies ist besonders hilfreich, um die Wahrscheinlichkeit von reflexiven Verhalten, wie z.B. Angriff oder Flucht, zu senken. Die Katze wird ansprechbar und sie hat die Chance die Situation neu zu bewerten, so dass es ihr leichter fallen kann sich auf ein mögliches Alternativverhalten einzulassen.
Was ist ein Entspannungssignal?
Ein Entspannungssignal ist ein Wort oder ein kurzer Satz, der mit einem entspannten Zustand verknüpft wird. Wenn die Katze dieses Signal hört, soll sie sich automatisch entspannen.
Entspannungssignal aufbauen:
1. Beobachten und analysieren
Beobachte Deine Katze und finde heraus, wann sie von Natur aus entspannt ist.
Es wird zwischen zwei Arten der Entspannung unterschieden:
- Aktive Entspannung: Der Mensch hilft der Katze in die Entspannung zu kommen, z.B. durch angenehmen Körperkontakt, Streicheln oder Massage. Diese Art führt häufig zu einem wirkungsvollerem Entspannungssignal, weil durch den Körperkontakt die Ausschüttung des Hormons Oxytocin ausgelöst und mitverknüpft wird. Oxytocin ist ein im Gehirn produzierter Botenstoff und wird auch häufig als Kuschelhormon bezeichnet. Es wirkt angstlösend und bindungsverstärkend
- Passive Entspannung: Die Katze entspannt sich ohne den Körperkontakt mit dem Menschen. Dies ermöglicht auch bei scheuen Katzen oder Katzen, welche den Körperkontakt mit dem Menschen nicht mögen, ein Entspannungssignal aufzubauen. Es lohnt sich bei diesen Katzen das Signal aufzubauen, wenn sie sich z.B. in ein enges Bettchen oder einen engen Karton legen, da es auch in dieser Situation zur Ausschüttung von Oxytocin kommen kann.
2. Ein Signal auswählen
Wähle ein Signal, das Du konsistent und klar und in einem beruhigenden Ton geben kannst (z. B. ein sanftes „Ruhig“, “Relax”, ”Easy”, “Alles Gut”). Es sollte ein Signal sein, welches du im Alltag möglichst nur selten verwendest, daher wären auch Wörter in einer anderen Sprache sinnvoll.
3. Das Signal aufbauen
Idealerweise sollte das Entspannungssignal zur Konditionierung gegeben werden, wenn die Katze beginnt es sich gerade richtig gemütlich zu machen. Dies wäre das optimale Timing, da das Signal kurz vor der Entspannung gegeben wird (z.B. die Katze legt sich neben dich aufs Bett, schmiegt sich an dein Bein und nimmt eine bequeme Liegeposition ein). Es ist aber auch möglich, das Signal zu geben, wenn die Katze sich bereits in einem entspannten Zustand befindet (z.B., wenn sie sich auf der Couch wohlig rekelt, auf der Seite liegt und die Augen schließt).
Verknüpfe Signal und Zustand:
- Wähle einen ruhigen Moment: Wenn deine Katze entspannt ist, sage das Signalwort ruhig und freundlich.
- Wiederhole regelmäßig: Wiederhole diese Verbindung in verschiedenen entspannten Situationen immer wieder. Es sind viele Wiederholungen notwendig, damit die Katze das Signal mit der Entspannung verbindet.
- Sei konsequent: Achte darauf, das Signalwort immer nur in Verbindung mit Entspannung zu verwenden.
4. Signal in stressigen Situationen verwenden
Sobald die Katze das Signal mit Entspannung verknüpft hat (dies kann einige Wochen dauern), kannst Du es vorsichtig in leicht stressigen Situationen einsetzen. Beginne mit wenig stressigen Momenten und steigere Dich langsam.
ACHTUNG:
Die Katze wird sich bei dem Signal nicht wohlig auf die Seite fallen lassen! Das Entspannungssignal bewirkt nur eine kurzzeitige (wenige Sekunden) andauernde Entspannung, welche äußerlich nur schwer sichtbar sein kann. Dies kann sich in einer Entspannung der Muskulatur, einer Veränderung der Haltung, einem Blinzeln, einer Beruhigung des Herzschlags und der Atmung äußern. Das Entspannungssignal wirkt sich also auf die körperlichen Prozesse und Emotionen der Katze aus.
Wichtig: Ist der Stressfaktor für die Anspannung weiterhin vorhanden, wird die Anspannung nach wenigen Sekunden wieder ansteigen. Das Entspannungssignal kann dann in einem Abstand von mehreren Sekunden wiederholt werden.
Anwendungsbeispiele:
- Tierarztbesuch: Bei der Autofahrt zum Tierarzt, im Warteraum und während der Untersuchung des Tierarztes kann das Signal mehrmals gesagt werden. Frühzeitiges Medical Training kann den Stress beim Tierarzt deutlich verringern.
- Bei Zoff von Katzen untereinander: Das Entspannungssignal kann die Situation kurz unterbrechen. Wichtig ist es, dass du in dem Moment der Entspannung die Situation aktiv auflöst und die Katzen zu einem Alternativverhalten umlenkst.
- Bei aggressivem Verhalten, z.B. durch Frustration: Du kannst die Katze mittels des Entspannungssignals kurzfristig beruhigen, solltest jedoch dann den Grund für die Frustration schnellstmöglich beseitigen.
- Allgemein bei ängstlichen Reaktionen: Das Entspannungssignal kann sie kurz aus ihrer Angst holen und ansprechbar für Alternativverhalten machen. Du solltest zusätzlich mittels Desensibilisierung und Gegenkonditionierung an den Ängsten deiner Katze arbeiten.
5. Erhaltung des Entspannungssignals
Damit das Entspannungssignal nicht seine Wirkung verliert, insbesondere nach der Anwendung in einer stressigen Situation, ist es notwendig das Entspannungssignal immer wieder wie einen Akku aufzuladen, d.h. das Signal sollte weiterhin mit hoher Wiederholungsrate in entspannten Situationen gesagt werden. Nur so bleibt die Verknüpfung dauerhaft erhalten.
Mit Geduld und Konsequenz kannst du deiner Katze helfen, sich in vielen Situationen sicherer und entspannter zu fühlen.
Meine Unterstützung
Solltest du Schwierigkeiten haben ein Entspannungssignal zu etablieren, weitere Fragen zu Katzentraining oder Verhaltensproblemen haben, dann kontaktiere mich. Ich helfe dir gerne weiter.