Subtiles Mobbing unter Katzen – erkennen und lösen

Subtiles Mobbing unter Katzen, ängstliche Katze
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Deine Katzen prügeln sich nicht, es gibt kein Fauchen, kein Blut, kein offensichtliches Drama. Und doch – irgendetwas stimmt nicht. Eine deiner Katzen wirkt zurückhaltender, schleicht um bestimmte Räume herum oder zieht sich immer öfter zurück. Dein Bauchgefühl sagt dir: „Da läuft was im Verborgenen.“

Genau hier beginnt das Thema, über das kaum jemand spricht: subtiles Mobbing unter Katzen. Es sind nicht die offenen Kämpfe, die am meisten belasten – sondern die kleinen, unscheinbaren Konflikte, die eine Katze Tag für Tag verunsichern.

In diesem Artikel zeige ich dir, wie du die feinen Signale erkennst, bevor sie zur Dauerbelastung werden – und was du tun kannst, um wieder Frieden in deine Katzen-WG zu bringen.

Subtiles Mobbing unter Katzen erkennst du oft an feinen Gesten wie Anstarren, Blockieren oder Verdrängen von Lieblingsplätzen. Für die betroffene Katze bedeutet das Stress – manchmal so stark, dass sie in eine „erlernte Hilflosigkeit“ fällt und scheinbar „friedlich“ wirkt, obwohl sie leidet.

Was kannst du gegen Mobbing tun?
– Gesundheitscheck und Kastration
– Ressourcen im Überfluss
– Vertikale & horizontale Ausweichmöglichkeiten
– körperliche und geistige Auslastung
– gemeinsame positive Erlebnisse schaffen
– individuelle Rückzugsräume
– strikte räumliche Trennung
– rechtzeitig Unterstützung holen

Stell dir vor, du lebst mit jemandem zusammen, der dir ständig das Gefühl gibt, auf Eierschalen zu laufen. Der dich ignoriert, wenn du Aufmerksamkeit suchst, dich aus Räumen vertreibt, ohne handgreiflich zu werden, oder dir alleine mit seiner Anwesenheit und seinen Worte das Leben schwer macht. Genau das kann subtiles Mobbing für eine Katze bedeuten. Es sind keine blutigen Kämpfe oder lautes Fauchen, die uns sofort alarmieren. Es sind die leisen Anzeichen von Einschüchterung, die oft übersehen werden, weil sie so unscheinbar wirken. Eine Katze setzt ihre Präsenz und kleine, scheinbar unschuldige Gesten ein, um eine andere Katze zu verdrängen und ihr Ressourcen oder Komfort zu entziehen.

Was sagt die Wissenschaft dazu?

Auch wenn Forscher das Wort „Mobbing“ so nicht benutzen, gibt es spannende Studien zum Sozialverhalten von Katzen. Zum Beispiel fand Ramos (2019) heraus, dass Streitigkeiten meist weniger mit Geschlecht oder Anzahl der Katzen zu tun haben, sondern viel stärker mit Persönlichkeit und Umgebung (Studie lesen). Barry & Crowell-Davis beobachteten Katzenpaare in Haushalten und stellten fest: Die meisten leben friedlich, aber unterschwellige Konflikte sind gar nicht so selten (Studie lesen). Und Bradshaw betont, dass nicht die Anzahl der Katzen Stress verursacht, sondern eher die soziale Dynamik im Zuhause (Studie lesen). Klingt vertraut, oder? Genau das, was wir als „subtiles Mobbing“ beschreiben, lässt sich hier wunderbar wiederfinden.

Warum subtiles Mobbing unter Katzen so schwer zu erkennen ist

Als Halter*in übersieht man diese stillen Auseinandersetzungen leicht. Schließlich gibt es keine lauten Kämpfe oder offensichtlichen Verletzungen.
Doch genau das macht es so tückisch: Die betroffene Katze leidet im Stillen.

Manche Katzen entwickeln dabei sogar eine erlernte Hilflosigkeit: Sie wehren sich irgendwann gar nicht mehr, ziehen sich zurück und wirken nach außen „brav“ oder „friedlich“. In Wahrheit haben sie aber aufgegeben – und stecken dauerhaft im Stress fest. Das bedeutet nicht weniger Leid, sondern oft noch mehr, weil die Signale so unscheinbar sind, dass wir Menschen sie kaum bemerken. Wenn du mehr über erlernte Hilflosigkeit erfahren möchtest, schau dir gerne meinen Beitrag „Katze schläft viel: ruhige Persönlichkeit oder erlernte Hilflosigkeit?“ an.

Warum entsteht Mobbing zwischen Katzen?

Mobbing fällt nicht einfach vom Himmel. Oft entsteht es durch eine ungünstige Mischung aus individuellen Unterschieden und Haltungsbedingungen:

  • Ungleichgewichte im Charakter: Eine unsichere, ruhige Katze trifft auf eine draufgängerische, energiegeladene Katze.
  • Gesundheitsprobleme: Eine geschwächte oder kranke Katze wird häufiger bedrängt.
  • Langeweile & Unterforderung: Wenn Katzen zu wenig ausgelastet sind, suchen sie sich Beschäftigung – und das kann darin bestehen, die Mitkatze zu drangsalieren.
  • Fehlende Ressourcen: Zu wenig Toiletten, Futterstellen oder Rückzugsorte sind wahre Konflikt-Trigger.
  • Kastrationsstatus & Alter: Potente Tiere bringen oft mehr Unruhe in eine Gruppe, und große Altersunterschiede können ebenfalls Probleme schaffen – etwa, wenn ein junger Kater seine überschüssige Energie an einer älteren Katze „abbaut“.

All das wirkt wie ein Pulverfass – und wenn dann noch Langeweile oder Enge dazukommen, kann sich subtiles Mobbing regelrecht verselbstständigen.

So erkennst du subtiles Mobbing unter deinen Katzen

Wir Menschen tun solche Situationen oft als „normal“ ab, wenn du aber genau hinsiehst und auf die Dynamik zwischen deinen Katzen achtest, wirst du Muster erkennen.

Hier sind ein paar Hinweise, die auf subtiles Mobbing hindeuten können:

  • Der „Blick des Todes“: Eine Katze starrt die andere an, bis diese geduckt den Raum verlässt. Es gibt keine körperliche Berührung, nur dieser intensive, fixierende Blick.
  • Wegblockieren: Eine Katze positioniert sich so, dass sie der anderen den Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Futter, Wasser, Katzentoiletten oder Schlafplätzen versperrt. Es sieht vielleicht nur so aus, als würde sie „da liegen“, aber die Absicht ist, die andere fernzuhalten.
  • Ressourcen „Besetzen“: Eine Katze beansprucht immer die besten Plätze – das sonnigste Fensterbrett, das höchste Kratzbaumplateau, den wärmsten Schlafplatz. Die gemobbte Katze traut sich oft nicht, diese Plätze zu benutzen, selbst wenn sie leer sind.
  • Verdrängen ohne Gewalt: Die selbstsichere Katze schleicht sich an die gemobbte Katze heran und diese weicht sofort zurück oder flieht, obwohl keine Aggression erkennbar war. Es ist, als würde die gemobbte Katze die „Aura“ der Bedrohung spüren.
  • Vom Platz putzen: Eine Katze springt auf den Schlafplatz, wo gerade schon die andre Katze liegt und fängt an diese exzessiv zu putzen. Das massive Putzen ist der Katze jedoch irgendwann unangenehm, so dass sie den geliebten Schlafplatz verlässt. Die selbstsichere Katze hat gelernt wie sie die andere Katze vermeintlich „nett“ vertreiben kann.
  • Urinieren/Kot absetzen außerhalb der Katzentoilette: Oft ein Zeichen von massivem Stress und Unsicherheit bei der gemobbten Katze. Sie fühlt sich vielleicht zu unsicher, die Katzentoilette zu benutzen, weil sie dort von der mobbenden Katze abgefangen werden könnte.
  • Veränderungen im Fressverhalten: Die gemobbte Katze frisst nur, wenn die mobbende Katze nicht in der Nähe ist, oder sie frisst sehr hastig. Manchmal verweigert sie auch Futter aus Angst.
  • Vermeidungsverhalten: Die gemobbte Katze zieht sich immer mehr zurück, versteckt sich, wirkt ängstlich oder gestresst. Sie vermeidet den Kontakt zur dominanteren Katze.
  • Fehlende Fellpflege oder übermäßige Fellpflege: Stress kann dazu führen, dass Katzen ihre Fellpflege vernachlässigen oder sich übermäßig lecken und putzen (häufig an den Pfoten oder am Bauch), was zu kahlen Stellen führen kann.

Die Folgen von Mobbing unter Katzen

Mobbing ist für eine Katze kein „kleiner Stress“, sondern eine tägliche Hölle.
Das Opfer lebt dauerhaft im Überlebensmodus:

  • Erholsamer Schlaf und entspanntes Spielen werden selten.
  • Körperliche Folgen treten auf: Blasenentzündungen, Durchfall, Erbrechen, Hautprobleme.
  • Das Immunsystem schwächelt, Wunden heilen schlechter, Krankheiten treten häufiger auf.
  • Manche Katzen verlassen ihr Versteck irgendwann kaum noch – ein Leben in Angst.

Das Schlimme: Für uns Menschen wirkt es nach außen oft „nur“ wie Rückzug, viel schlaf oder Faulheit. Aber innerlich leidet die Katze massiv.

Was du gegen Mobbing unter Katzen tun kannst

Die gute Nachricht: Du bist nicht machtlos! Es gibt viele Wege, Katzenharmonie wiederherzustellen und ein entspanntes Miteinander zu fördern.

  1. Erkennen & Ernst nehmen: Mobbing ist kein normales Katzenverhalten. Es löst sich nicht von alleine, sondern verschlimmert sich in vielen Fällen.
  2. Tierarzt-Check & Kastration: Gesundheitsprobleme oder Schmerzen können Ursache für Mobbing sein. Darum: Beide Katzen gründlich durchchecken lassen. Auch eine Kastration bringt oft Ruhe in den Haushalt.
  3. Ressourcen im Überfluss: Mehr Toiletten, mehr Futterstellen, mehr Verstecke, mehr Kratzmöglichkeiten. Grundregel: Katzenanzahl + 1.
  4. Vertikale & horizontale Ausweichmöglichkeiten: Regale, Catwalks, Kratzbäume, Kartons, Höhlen – damit Katzen ausweichen können, ohne den Raum zu verlassen.
  5. Beschäftigung & Auslastung: Besonders mobbende Katzen brauchen Alternativen: Spiel, Clickertraining, Futterjagd, Intelligenzspiele. Nur so wird die Energie sinnvoll kanalisiert.
  6. Gemeinsame positive Erlebnisse schaffen: Clickertraining, Futterspiele oder einfach gleichzeitiges Leckerli-Geben – gemeinsame schöne Momente können die Beziehung verbessern. Wichtig: Kein Zwang, jede Katze darf sich zurückziehen, wenn ihr nicht danach ist. Auch bitte nicht die Katzen zueinander locken. Jede Katze sollte ihren Wohlfühlabstand einhalten können.
  7. Individuelle Rückzugsräume: Manchmal hilft ein eigenes Zimmer oder ein Rückzugsort, den nur die gemobbte Katze nutzen kann (z. B. mit einer Chip-Katzenklappe).
  8. Keine „Partei ergreifen“: Auch wenn dein Herz für die „unterdrückte“ Katze schlägt: Versuche, neutral zu bleiben. Wenn du die eine ständig bevorzugst, verstärkt das oft nur die Spannungen. Meist braucht die mobbende Katze viel mehr Spiel, Beschäftigung und Nähe.
  9. Trennung – wenn nichts mehr hilft: So schwer es ist: In manchen Fällen ist eine dauerhafte Trennung oder sogar die Abgabe einer Katze die einzige Lösung. Das ist kein Versagen, sondern eine Entscheidung zum Wohl der Tiere.
  10. Professionelle Unterstützung: Wenn du nicht weiterkommst: Ich kann dir helfen, die Dynamiken besser zu verstehen und einen individuellen Plan zu entwickeln. Manchmal braucht es einfach einen Blick von außen.

Fazit: Subtiles Mobbing ist kein „normaler Zank“

Am Ende bleibt wichtig: Hör auf dein Bauchgefühl. Wenn dir etwas komisch vorkommt, stimmt meistens auch etwas nicht. Je eher du handelst, desto leichter kannst du die Situation entspannen – für deine Katzen und für dich selbst.
Die gute Nachricht: Wenn du die Anzeichen erkennst und aktiv handelst, kannst du viel für deine Katzen tun.
Und der Moment, in dem beide wieder entspannt schnurrend in einem Raum liegen, ist jede Mühe wert.

Du bist dir Unsicher? Hol dir Unterstützung!

👉 Wenn du dir unsicher bist, ob es bei dir Spiel oder Mobbing ist – melde dich gern bei mir. Gemeinsam schauen wir auf deine Situation und finden einen Weg, damit wieder Ruhe in deine Katzen-WG einzieht.

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